Arno Backhaus


Arno Backhaus ist live seit 1950 erlebbar, seit 1972 mit der gleichen Frau verheiratet, hat drei erwachsene Kinder, acht Enkel und wohnt in Calden bei Kassel. Er hat soziale Arbeit studiert und wurde als Liedermacher und Bestsellerautor bekannt. Heute ist er mit seinen Ehe- und ADHS-Seminaren viel im In- und Ausland unterwegs.

 

 

 

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Bunt, humorvoll, mit einer ordentlichen Portion Ernsthaftigkeit: In seiner Biografie erzählt Arno Backhaus von den Licht- und Schattenseiten seines Lebens. Von seiner Kindheit, die geprägt war von verbaler und körperlicher Gewalt, heftigen Schulproblemen und einer inneren Unruhe: dem ADHS. Von seiner Ehe, die so manches stürmische Gewässer durchfahren musste. Von 20 Jahren ›Arno & Andreas‹. Und von seinem Glauben, der über die Jahre reifen durfte.

Lassen Sie sich mitnehmen auf eine Zeitreise durch 70 Jahre seines bewegten Lebens – kurzweilig, tiefgründig und facettenreich wie Arno selbst.

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Ein Interview von Jörg Podworny aus der Zeitschrift Lebenlust

Arno Backhaus war früher das klassische Enfant Terrible, ein „Problemkind“, das Schwierigkeiten in der Familie hatte, Verwandte beklaute und die Firma, in der er die Lehre absolvierte – dann aber die Kurve gekriegt hat. Danach war er als Sozialarbeiter, christlich-kreativer Folk-Pop-Barde und Straßenaktionskünstler aktiv, coacht bis heute in Seminaren und vertreibt in seinem „Bauchladen“ Bücher, Tonträger, T-Shirts und Tassen. Demnächst wird er 70: Ein würdiger Anlass, sich mit dem alten Bekannten zum Gespräch zu verabreden.

 

 

Du warst ein „Problem-“Kind; erst später hat die Diagnose ADHS manches erklärt. Was hast du daraus gelernt?

Jede Menge! Ich habe auch das Positive an ADHS entdeckt. Es heißt für mich: Anders Denken Hören Sehen. Manchmal übersetze ich: Auch Du Hast Stärken! Ich will das Symptom nicht bekämpfen, sondern verstehen und bejahen.

Was sind denn die Lerneffekte?

Die Diagnose ADHS bedeutet auch: vom Anderen her denken. Empathie ist eine Stärke. Das kann aber zu Konflikten führen, weil ich mich immer auf andere Menschen einstellen will und muss. Da lerne ich noch, gelassener zu reagieren – auch damit ich andere nicht überfordere mit meinen Ideen.

Bei dem Übersprudelnden, Vorwärtsdrängenden kommen manche nicht so schnell mit …?

Ja. Deshalb bin ich ungern in Sitzungen –  da geht mir Vieles zu langsam. Mir fällt oft etwas Kreatives ein. Ich muss nicht lange nachdenken, sondern habe – zack! – eine Idee. Ich musste dabei lernen, nicht alles gleich umzusetzen oder auszusprechen.

 

 

Nach vielen Schwierigkeiten kam die Kurve im Leben des „aufgedrehten Unverbesserlichen“. Einige Bekannte und Freunde haben diese Wende entscheidend mitgeprägt. Was hat sie ausgezeichnet?

Das waren Christen, die nicht „frömmelnd“ gesagt haben „Das macht man aber nicht!“ Ihr Christ-Sein gehörte einfach zum Leben dazu. Sie waren immer etwas verrückt, lustig, überkonfessionell und hatten gedanklichen Tiefgang ... Tanzen und „Bibelarbeit“ gehörte da normal zusammen. Manchmal haben wir im Gemeinderaum alle Stühle beiseite geräumt, um Platz zum Tanzen zu haben.

Was hat dich damals „geflasht“, als du kapiert hast, was das bedeutet?

Ich habe erlebt, dass ich endlich geachtet wurde, geliebt. Das lässt sich kaum beschreiben. Ich habe eine Christus-Erfahrung gemacht: Auf einen Schlag wurde mir mein ganzes Negativkapital bewusst – und Jesus Christus hat mir zugesagt: Ich habe die Rechnung bezahlt, du hast neues Kapital! Ich hatte damals noch viel Negatives in mir, habe als Christ noch geklaut – und erst später meine Schulden zurückbezahlt. Auch meinen Jugendleiter habe ich betrogen; das hat aber nichts an seiner Liebe geändert, als die Sache aufflog. Diese Erfahrung hat mir geholfen, von meiner Unehrlichkeit frei zu werden.

Als Musiker und Sänger warst du viele Jahre erfolgreich als Teil des Duos „Arno & Andreas“: populär in Gemeinden und bei Kirchentagen. Was war das Geheimnis eures Erfolges?

So eine Zeit wie die Hippie-Zeit der Siebzigerjahre kann man sich nicht basteln. In unserem Programm hatten wir einen Mix aus Klamauk und Tiefgang: Wir sind auf einem Kickboard durch die Kirchen gefahren. Auf der anderen Seite hatte Andreas Malessa ernste, anspruchsvolle Texte, mit mir war Humor, das Unkonventionelle vertreten – das gab’s damals kaum oder gar nicht, das hat viele Menschen begeistert.

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Unkonventionelle Sprüche begleiten dich lange; Kreativität und Humor haben dich zur christlichen Straßenaktionskunst gebracht, die Menschen anspricht. Welche Einsichten hast du dabei gewonnen?

In meiner ersten Straßenaktion habe ich in der Fußgängerzone eine Schachtel mit Münzen vor mich gestellt, aus der man sich was rausnehmen konnte. Ich wollte wissen, was passiert, wenn auf einmal einer Geld verschenkt, wollte einfach gucken, was sich entwickelt. Ich hatte dann so viele gute Gespräche – das hat mich motiviert, weiter zu experimentieren. Daraus sind über die Jahre so 200 verschiedene Straßenaktionen entstanden.

Du hast oben auf einer Leiter gesessen, mit dem Schild „Ich bin ein höheres Wesen“. Du hast einen Trabbi auseinandergeschraubt und mit den Leuten über geniale Baupläne gesprochen. Was sind aus deiner Sicht die besten Einfälle?

Das ist schwierig. (überlegt) Bei einer Aktion trage ich ein Schild mit der großen Aufschrift „Ich bin Gott“. Erst wenn man näherkommt, kann man auch das Kleingedruckte lesen: „… Gottes Ebenbild.“ Und dann spreche ich mit den Leuten darüber, dass wir andere Menschen, auch Gott, oft von weitem beurteilen, in Schubladen stecken. Wenn ich aber Gott ganz nah, an sein Herz, komme, merk ich: Es geht nicht um Macht, Geld oder sonstwas, sondern um Liebe, um Barmherzigkeit!

Oder die Angel-Aktion: Da sitze ich mit einer Angel auf einem Hocker, auf dem Beton, hinter mir ein Eimer. Letztlich geht es darum: Wo angele ich nach Sinn, nach Glück? In der Fußgängerzone fange ich keinen Fisch und finde auch keinen Sinn im Leben. Viele lachen dabei. Aber es gibt kaum eine andere Aktion, bei der so viele Männer bewegt sind, mir ihre Lebensgeschichte erzählen und heulen!

Neben diesen Aktionen betreibst du „Arnos Bauchladen“, in dem du Musik, T-Shirts und allerlei anregenden Klein- kram verkaufst. Ist das ein tragfähiges Geschäftsmodell?

Mit „Arno & Andreas“ waren wir auch viel im Ausland – und haben dort Schallplatten von Musikern gefunden, die uns begeistert haben. In Deutschland gab’s die nicht. Darum haben wir die Schallplatten für Deutschland besorgt und das Geld dafür anfangs per Post ins Ausland geschickt. Das wurde aber immer mehr. Und als wir wegen der Musik unseren Beruf aufgaben – ich war vorher Sozialarbeiter bei der Stadt Kassel –, aber von den „Arno & Andreas“-Honoraren nicht leben konnten, bin ich auf den „Bauchladen“ gekommen, um Schallplatten zu verkaufen. Dann kamen Aufkleber dazu, T-Shirts aus den USA … Allerdings: Der Laden sollte nicht wachsen! Ich wollte, dass er uns ernährt, nicht, dass wir für den Laden leben. Bis heute mache ich alles selbst. Ich wollte immer klein bleiben. Denn ich habe oft erlebt, dass bei denen, die wachsen, die Lebensqualität nachlässt; da gibt’s viele tragische Geschichten – das wollte ich nicht.

Ein wichtiges Thema für dich ist seit langem, zeitgemäß Christ sein, Verantwortung tragen; zusammengefasst in der Frage: Was hat eigentlich unsere Umgebung davon, dass es uns gibt …?

Richtig. Wir haben uns genau das in unserer Gemeinde gefragt: Was hat das Dorf eigentlich davon, dass wir Bibel lesen? Weil viele von uns auch beruflich mit Kindern zu tun haben, haben wir dann „Ferienspiele“ veranstaltet: mit regelmäßig 200 Kindern. In Nordhessen waren wir damals Anfang der Achtzigerjahre die ersten, die sowas gemacht haben. Ein weiteres Beispiel: Seit sieben Jahren gibt es bei uns einen Indoor-Winterspielplatz, der von Januar bis März einmal die Woche Platz für 200 Kinder und Eltern bietet. Die sind dankbar, dass es in der kalten Jahreszeit diese Möglichkeit gibt.

Du sammelst und erzählst gern Witze. Wie würdest du den Satz fortsetzen: Glaube ohne Humor …

… ist wie ein Teich ohne Wasser. Das Interessante ist: In meiner Kindheit gab’s nichts zu lachen. Und wenn ich mir ansehe, was für eine Geschichte viele Menschen haben, die humorvoll sind … Juden z.B. haben einen speziellen Humor, obwohl sie in ihrer Geschichte, bis heute, oft nichts zu lachen hatten. Charlie Chaplin hatte eine brutale Kindheit. Hape Kerkeling hatte eine schwere Kindheit ... Es scheint, dass Leid und Druck, wenn es verarbeitet ist, bei manchen Menschen am Ende in Humor mündet.

 

Eine interessante Verknüpfung. In deiner Buch-Biografie zitierst du eine Laudatio, in der mit Humor und Augenzwinkern darauf hingewiesen wird, dass du als Musiker keine Noten lesen kannst, Platten in zigtausendfacher Auflage in Umlauf gebracht hast … Das klingt zufrieden …

Bei mir im Herzen ist Dankbarkeit. Ich bin in Frieden, meistens jedenfalls, mit mir, mit anderen, mit Gott – vor allem aber bin ich dankbar. Meine Frau Hanna und ich staunen oft. Wir sind ein dankbares Ehepaar.

 

Dazu passt der Klassiker: Vielen Dank für das Gespräch!

Interview: Jörg Podworny

Erschienen in der Zeitschrift Lebenslust 3/2020

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