Im September 2019, fünf Monate nach Vertragsabschluss, lieferte die Rottenburgerin das Manuskript ab. „Im Nachhinein frage ich mich: Wie ging das?“, sagt sie und schiebt die Antwort nach: „Die Schreiberei beflügelt mich.“ Es sei eine Leidenschaft, nicht nur ein Hobby.
Schelling recherchiert die historischen Hintergründe für ihre Romane penibel, informiert sich in Museen, Dokumentationen und Büchern. Das zweite Buch beginnt im Jahr 95 nach Christus, drei Jahre nach dem ersten. Julia, die später Celia heißt, ist die Nichte von Berenike. Doch warum verlegte Schelling die Geschichte nach Griechenland?
Die Personen seien auf einmal da gewesen, berichtet sie. Und der Gedanke, dass das Kind von der Mutter getrennt werden und woanders aufwachsen muss. Zunächst dachte Schelling an eine biblische Stadt wie Ephesus. Doch die Geschichte habe dort nicht funktioniert. „Irgendwann kam ich auf Griechenland.“
Aus einem Buch antiker Städte suchte Mann Frank Orte heraus, die passen könnten. Die Stadt musste einen Fluss haben und über eine Hochebene zu erreichen sein. Denn diese Szenen gab es schon in Schellings Kopf. Larisa mit dem Athene-Tempel und der runden Stadtmauer entsprach ihren Vorstellungen. Vielmehr sei von der Stadt nicht bekannt, sagt Schelling. Das habe ihr viel Freiheit beim Schreiben gegeben. Für die Figuren entwarf sie, wie schon beim ersten Buch, Biografien. So konnten sie aus der Vergangenheit erzählen.
Das eigene Buch in den Händen zu halten, sei auch beim zweiten Mal etwas ganz Besonderes und ein bisschen irreal. Während sie mit der Bezeichnung Schriftstellerin nach dem ersten Erfolg noch fremdelte, hat sich das mit dem zweiten Buch geändert: „Ich sehe mich auf jeden Fall als Schriftstellerin.“
Ansätze für ein drittes Buch hat sie auch schon. Die schwangere Celia und Titus Pectore erreichen auf den letzten Seiten des zweiten Romans die Stadt am Nicarus: Sumelocenna. Dort könnte das nächste Buch beginnen, auf dem Landgut, auf das sie sich zurückziehen.